11. Dezember 2021

Jury Bischof-Gargitter-Preis

Auf Einladung der Vorsitzenden des Katholischen Forums, Sonja Reinstadler und Franz Tutzer, und der Präsidentin der Consulta delle aggregazioni laicali, Luciana Fiocca, hat sich die neu ernannte Jury für die Vergabe des Bischof-Gargitter-Preises am 9. Dezember 2021 zur konstituierenden Sitzung getroffen.

Die Jury setzt sich wie folgt zusammen:

  • Florian Kronbichler
  • Karl Leiter
  • Sr. Klara Rieder
  • Marisa Dallago
  • Paola Carbajal
  • Rosario Celi
  • Rosmarie Crazzolara

Florian Kronbichler (im Bild) wurde von den Jurymitgliedern zum Vorsitzenden der Jury gewählt. Die Jury bleibt für zwei Vergaben des Preises im Amt. Die Ausschreibung des Preises und damit verbunden die Einladung zum Einbringen von Vorschlägen von preiswürdigen Persönlichkeiten, Initiativen oder Organisationen erfolgt Anfang Januar 2022.

3. Dezember 2021

Pressemitteilung 28.11.2021

Nach der Pandemie: Orientierung für morgen

Tagung des Katholischen Forums und des Katholischen Sonntagsblattes
in Zusammenarbeit mit der Cusanus-Akademie am 27. November in Brixen

Die Pandemie klingt noch nicht ab, Verunsicherung und gesellschaftliche Spaltung verstärken sich weiter. Bei einer Tagung des Katholischen Forums, des Katholischen Sonntagsblattes und der Cusanus-Akademie wurde am gestrigen Samstag (27.11.) in Brixen darüber diskutiert, was die Gesellschaft aus dieser leidvollen Erfahrung lernen kann. Der Sozial- und Wirtschaftsethiker Markus Schlagnitweit, die Theologin und Armutsforscherin Magdalena Holztrattner, der Professor für allgemeine Erziehungswissenschaften und interkulturelle Bildung Hans Karl Peterlini hielten Impulsreferate. Am Nachmittag diskutierte Jutta Wieser mit Bischof Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Leiterin des Amtes für Ehe und Familie der Diözese Bozen-Brixen Johanna Brunner und der Unternehmerin Maria Niederstätter darüber, was die Gesellschaft noch zusammenhalte. Solidarität zu fördern, sei im Ausgang aus der Pandemie eine der vordringlichsten Aufgaben von Politik, Zivilgesellschaft und Kirche, hieß es abschließend: Gerechtigkeit und Nächstenliebe seien ihre Gesichter.

Das abnehmende Vertrauen in die Corona-Politik der Regierenden, eine zunehmend aggressive Ablehnung getroffener Maßnahmen und eine sprachliche Verrohung in der öffentlichen Diskussion seien Ausdruck einer gefährlichen Spaltungstendenz in unserer Gesellschaft, sagten die Diskutanten. Die Erfahrung der Pandemie habe gezeigt, dass die Zukunft nicht einfach eine Fortschreibung des Bestehenden und des Bisherigen sein könne. Neues und nicht Vorhersehbares trete plötzlich in unsere Zeit und durchkreuz Planung und Organisation. Die Menschheit habe in aller Deutlichkeit gesehen, dass es auch in unserer wissenschaftlich-technisch durchorganisierten Welt eine völlige Absicherung nicht gebe und nicht geben könne. Es brauche eine vorrangige Option für die Armen und Schwachen. Nachhaltigkeit und der gesellschaftliche Dialog seien politische Handlungsprinzipien in der Tradition der Katholischen Soziallehre, sagte Bischof Ivo Muser. Sie könne im Blick auf die großen Konfliktfelder eine wichtige Orientierung bieten, betonte er. Landeshauptmann Arno Kompatscher sagte im Schlussplädoyer, dass er seine Aufgabe nur im Gesamtkontext der Nachhaltigkeit leisten könne. Zivilgesellschaftliches Engagement und vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen würden die Identifikation und das Bewusstsein für die gemeinsam zu tragende Verantwortung für das gesellschaftliche Zusammenleben stärken, betonten die Amtsleiterin Johanna Brunner und die Unternehmerin Maria Niederstätter.

Markus Schlagnitweit sagte bei seinem Impulsreferat, dass eine christliche Grundaufgabe immer und überall im Dienst an der Versöhnung stehe. Es gelte „Konfliktpartner in einen fruchtbaren, konstruktiven Dialog miteinander zu bringen und mit ihnen gemeinsam auf das Ziel eine guten Lebens für alle hinzuarbeiten.“ Dieser Versöhnungsdienst bedeute keineswegs ein Übertünchen, Zukleistern und Verdrängen von Bruchlinien, die gerade in der Pandemie überdeutlich sicht- und spürbar geworden sind. „Dass Christ/innen „Salz der Erde“ sind, bedeutet, dass sie sich dabei nicht bloß auf neutrale Positionen zurückziehen oder in eine faule Unparteilichkeit flüchten dürfen. Sie haben in jeder Situation an der Seite der jeweils Armen, Schwachen und Benachteiligten zu stehen.“ Letztlich bedeutet christliches Handeln immer solidarisch zu handeln.

Magdalena Holztrattner verwies auf die Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen als verbindlichen Auftrag. Die entscheidende Frage dabei sei, ob das gängige Verständnis von Nachhaltigkeit auf ein Reparieren von Schäden, auf ein verbessertes Management von Ökosystemen und ganz allgemein auf ein „grüneres“ Wachstum ausgerichtet bleibe. Papst Franziskus gehe in seiner Enzyklika Laudato si’ viel tiefer: „Es geht um ein radikales Umdenken, um eine ökologisch-soziale Konversion und um eine Abkehr vom technokratischen Modus des Weltumgangs“, betonte die Theologin aus Wien.

Der Professor für Erziehungswissenschaften Hans Karl Peterlini nahm die pandemiebedingte Situation der Kinder und Jugendlichen in den Blick: Die Erfahrungen würden zu einem neuen Nachdenken über Bildung und Lernen auffordern, ein Lernen, das sich „an der Welt entzündet und nicht bei einer Belehrung über sie stehenbleibt“. Lernerfahrungen sollten auch außerhalb der Schulmauern in nicht pädagogisch arrangierten, aber in realen Situationen gemacht werden. Es gehe um ein Lernen, „das alle Sinne herausfordert und den Heranwachsenden die Erfahrung ermöglicht, dass es auf sie wirklich ankommt, das sie herausfordert, sich auch in unbekanntes Terrain hineinzuwagen, um so ihren Platz in der Welt zu finden“.

Bei der Diskussion am Nachmittag wurde eindringlich darauf verwiesen, dass der öffentliche Diskurs einen neuen vergifteten Höhepunkt erreicht habe. Soziale Brüche und tief sitzende weltanschauliche Differenzen, Entmutigung und Verunsicherung machten eine gesellschaftliche Verständigung auf einen gemeinschaftlich zu gehenden Weg aus der Corona-Pandemie schwierig.

Demokratie lebe vom Streit und von der harten Auseinandersetzung in der Sache, betonten Ivo Muser, Arno Kompatscher, Johanna Brunner und Maria Niederstätter. Allerdings erfordere rationale Auseinandersetzung mehr Anstrengung als emotionale Schuldzuschreibung. Es bleibe in der Verantwortung der Politik und ihrer gewählten Vertreter/innen, aber auch aller Personen guten Willens, das Gespräch mit den Entmutigten und Andersdenkenden dort nicht abbrechen zu lassen, wo es noch eine kleine gemeinsame Basis für ein Gespräch gibt. Für den gesellschaftlichen Weg nach der Pandemie sei es unabdingbar, an einer maßvollen und konstruktiven Gesprächskultur zu arbeiten.

Die Vorsitzenden des Katholischen Forums, Sonja Reinstadler und Franz Tutzer, betonten, dass diese Tagung ein Baustein des konstruktiven öffentlichen Dialogs gewesen sei, von denen es viele weitere brauche.

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28. November 2021

Nach der Pandemie: Orientierung für morgen.

Die folgenden Thesen greifen wesentliche Impulse aus der Tagung auf und können als Bezugspunkt für die weiterführende Diskussion dienen.

1. Der erhoffte Ausgang aus der Pandemie lässt auf sich warten. Die schon lange währende Unsicherheit, zunehmende Konflikte und soziale Spaltungstendenzen sowie das nicht nachlassende Gefährdungspotential des Virus verstärken den Wunsch bei vielen Menschen, möglichst schnell zum früheren Alltag zurückkehren zu können. Wir dürfen dabei nicht übersehen, dass die Corona-Krise nur in größerer Schärfe soziale, ökologische und wirtschaftliche Schieflagen zum Vorschein gebracht hat, die bereits vorher vorhanden und sichtbar waren.
Für die notwendige Orientierung bei den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gehversuchen in die „Zeit nach Corona“ hinein ist es unabdingbar, einen nüchternen Blick auf die uns aufgenötigten Erfahrungen in der Corona-Pandemie zu werfen, die „Schrift an der Wand“, die das Virus seit nunmehr beinahe zwei Jahren weltweit buchstabiert, sorgfältig zu lesen. Wir müssen uns der Frage stellen, inwieweit unsere Lebensweise in der modernen, produktions- und verbrauchsversessenen, hypervernetzten Welt, in der Waren- und Personenströme pausenlos über den Globus zirkulieren, ein besonderes Verstärkungspotential für die Verbreitung des Virus in sich getragen hat und weiterhin trägt.

2. Eine konsequente Orientierung am Prinzip der Nachhaltigkeit wurde nicht erst in der Zeit der Corona-Pandemie, aber verstärkt in dieser, von Politik und Zivilgesellschaft als notwendig und unverzichtbar erkannt und eingefordert, um zukünftige Ökonomie, soziale Gerechtigkeit und Umwelt zusammenzudenken. Die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2015 beschlossene Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen ist verbindlicher Auftrag.
Die entscheidende Frage dabei ist, ob das gängige Verständnis von Nachhaltigkeit auf ein Reparieren von Schäden, auf ein verbessertes Management von Ökosystemen und ganz allgemein auf ein „grüneres“ Wachstum ausgerichtet bleibt. Papst Franziskus gräbt in seiner Enzyklika Laudato si` tiefer: es geht um ein radikales Umdenken, um eine ökologisch-soziale Konversion und um eine Abkehr vom technokratischen Modus des Weltumgangs. Nur ein einfacher Lebensstil und die Anerkennung von Grenzen machen den Menschen fähig, „die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde“( Enzyklika Laudato si`, § 49).

3. Der besonderen Situation von Kindern und Jugendlichen ist in der Pandemie nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt worden. Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen, die phasenweise Umstellung des Unterrichts auf digitale Vermittlung prägten Bildung und Sozialisation der Heranwachsenden in dieser Zeit.
Die dabei gemachten Erfahrungen fordern zu einem neuen Nachdenken über Bildung und Lernen auf und machen vielleicht eine neue Praxis möglich: Ein Lernen, das sich an der Welt entzündet und nicht bei einer Belehrung über sie stehenbleibt, Lernerfahrungen auch außerhalb der Schulmauern in nicht pädagogisch arrangierten realen Situationen, ein Lernen, das alle Sinne herausfordert und den Heranwachsenden die Erfahrung ermöglicht, dass es auf sie wirklich ankommt. Ein Lernen, das die Heranwachsende dazu herausfordert, Schritte über sich hinaus zu tun und sich auch in unbekanntes Terrain hineinzuwagen, um so ihren Platz in der Welt zu finden.

4. In der Pandemie hat die Vergiftung des öffentlichen Diskurses einen neuen Höhepunkt erreicht. Soziale Brüche und tief sitzende weltanschauliche Differenzen, Entmutigung und Verunsicherung machen eine gesellschaftliche Verständigung auf einen gemeinschaftlich zu gehenden Weg aus der Corona-Pandemie schwierig. Demokratie lebt vom Streit und von der harten Auseinandersetzung in der Sache. Rationale Auseinandersetzung erfordert allerdings mehr Anstrengung als emotionale Schuldzuschreibung.
Es bleibt in der Verantwortung der Politik, ihrer gewählten Vertreter, aber auch aller Personen guten Willens, das Gespräch mit den Entmutigten und Enttäuschten, den Andersdenkenden, dort nicht abbrechen zu lassen, wo es noch eine, wenn auch noch so kleine gemeinsame Basis für ein Gespräch gibt. Für den gesellschaftlichen Weg nach der Pandemie ist es unabdingbar, an einer maßvollen und konstruktiven Gesprächskultur zu arbeiten.

5. Solidarität wurde in der Pandemie in vielfältiger Weise und an den unterschiedlichsten Orten gelebt. Solidarität den Armen und Schwachen gegenüber, den wirtschaftlich an den Rand Geratenen und den sozial Ausgegrenzten gegenüber wird besonders auch nach Abklingen der Pandemie unverzichtbar sein.
Solidarität zu fördern, ist im Ausgang aus der Pandemie eine der vordringlichsten Aufgaben der Politik, der Zivilgesellschaft und der Kirche: Gerechtigkeit und Nächstenliebe sind ihre Gesichter. Gelebte Solidarität ist Voraussetzung für eine Gesellschaft, die mehr sein will als reine Zweckgemeinschaft. Eine solche Gesellschaft konvivialer Lebendigkeit erblüht durch Gastfreundschaft, Genügsamkeit und das Anerkennen von Grenzen, ihre Mitglieder lassen sich persönlich berühren vom Hilferuf der Anderen, der Notleidenden und Schwachen.

6. Das abnehmende Vertrauen in die Corona-Politik der Regierenden, eine zunehmend aggressive Ablehnung getroffener Maßnahmen und eine sprachliche Verrohung in der öffentlichen Diskussion sind Ausdruck einer gefährlichen Spaltungstendenz in unserer Gesellschaft. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft scheint gefährdet, ein Grundkonsens zu den wichtigen Fragen des Zusammenlebens ist immer weniger selbstverständlich.
Die vorrangige Option für die Armen und Schwachen, Nachhaltigkeit und der gesellschaftliche Dialog sind politische Handlungsprinzipien in der Tradition der Katholischen Soziallehre, die im Bilck auf die großen Konfliktfelder eine wichtige Orientierung bieten. Das zivilgesellschaftliche Engagement und vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen stärken die Identifikation und das Bewusstsein für die gemeinsam zu tragende Verantwortung für das gesellschaftliche Zusammenleben.

7. Die Erfahrung der Pandemie hat uns gezeigt, dass die Zukunft nicht einfach eine Fortschreibung des Bestehenden und des Bisherigen ist. Neues und nicht Vorhersehbares tritt plötzlich in unsere Zeit und durchkreuzt Planung und Organisation. Wir haben in aller Deutlichkeit gesehen, dass es eine völlige Absicherung auch in unserer wissenschaftlich-technisch durchorganisierten Welt nicht gibt und nicht geben kann.
Das zwingt zur Einsicht in unsere Endlichkeit und letzthin in unsere Sterblichkeit. Das kann uns bescheiden machen und bereit, die Begrenzungen der Machbarkeit bewusst anzunehmen und Unsicherheit auszuhalten. Es kann uns auch öffnen für Überraschendes und Neues, das auf uns zukommt.

Brixen, 27.11.2021

20. Oktober 2021

Einladung zur Forumskonferenz

Nach der Pandemie: Orienterung für morgen

Die diesjährige Forumskonferenz findet als Tagung in Zusammenarbeit mit der Cusanusakademie Brixen und dem Katholischen Sonntagsblatt am Samstag, 27. November von 9.00 – 17.00 Uhr statt.

Das Tagungsprogramm kann über den Link
https://www.cusanus.bz.it/de/bildungsprogramm/nach-der-pandemie-orientierung-f%C3%BCr-morgen/31-3861.html aufgerufen werden.

Neben dem detaillierten Programm befindet sich auf der Programmseite auch das digitale Anmeldeformular. Die Anmeldung kann auch direkt über folgende Mailadresse an die Cusanusakademie erfolgen: info@cusanus.bz.it

4. September 2021

"Wir sollen Zeugen sein..." Josef Mayr-Nusser Gedenktage

Die Plattform Gedenktag Josef Mayr-Nusser ist ein freier, informeller Zusammenschluss von Organisationen, die sich zum Ziel setzt, jährlich den Gedenktag des Seligen Josef Mayr-Nusser zu begehen. Damit soll die Erinnerung an den Bozner Seligen und seine Verehrung in der Diözese gefördert werden und sein Vorbild für ein mutiges, christliches und solidarisches Leben aufgezeigt werden. Dabei stehen seine politisch/zivile Bedeutung und seine kirchlich/religiöse Bedeutung gleichermaßen im Vordergrund.
In diesem Jahr lag die Koordinierung der Vorbereitungsarbeiten für die Gestaltung des Gedenktags bzw.der Gedenktage beim Katholischen Forum.

Donnerstag, 30.9., 19.30 Uhr
Buchvorstellung
„Die katholische Jugend in Südtirol“
Bozen, Silvius-Magnago-Platz 7

Samstag, 2.10., ab 14 – 17.30 Uhr
Josef-Mayr-Nusser-Themenweg
Bozen, Erinnerungsorte

Samstag, 2.10., 18 Uhr
Gedenkgottesdienst
Bozen, Dom

Samstag, 2.10., 19 Uhr
„Wir sollen Zeugen sein…“
Texte von Josef Mayr-Nusser, Franz Jägerstätter u.a.
Musik von Arvo Pärt, Peteris Vasks u.a.
Bozen, Dom

Sonntag, 3.10., 18 Uhr
Theatervorstellung
„Nein! Josef und andere mutige Menschen, die Nein zu Hitler und Mussolini sagten“ (in italienischer Sprache)
Gries, Stadtheater

Über den angeführten Link sind weitere Informationen einzusehen:
https://www.bz-bx.net/de/gedenktag-jmn.html

24. August 2021

Pressemitteilung

des Katholischen Forums und der Consulta diocesana delle aggregazioni laicali

Mit Betroffenheit und Sorge blicken wir auf die Ereignisse in Afghanistan und die Machtübernahme durch die Taliban. Die Hoffnung auf ein freies, offenes und demokratisches Land hat sich nicht erfüllt. Die Angst in großen Teilen der Zivilbevölkerung, insbesondere bei Frauen und Kindern, vor einer neuen Welle der Gewalt und Unterdrückung, ist groß.
Die Consulta delle aggregazioni laicali und das Katholische Forum der Diözese Bozen-Brixen rufen dazu auf, die Augen vor dem Leid in diesem Land, das seit über 40 Jahren von Kriegen geplagt wird, nicht zu verschließen, Wir unterstützen die Forderung nach Öffnung der humanitären Korridore für diejenigen, die aus ihrem Land fliehen müssen, insbesondere um Frauen und Kinder aufzunehmen, die zu den Schwächsten und Gefährdetsten gehören.
Wir freuen uns, dass das Land Südtirol bereits die ersten Flüchtlinge aufgenommen hat, und sind zuversichtlich, dass weitere Schutzsuchende mit unserer Hilfe und Gastfreundschaft rechnen können.
Als Christ*innen sind wir davon überzeugt, dass der Glaube an Jesus Christus in konkrete Gesten der Menschlichkeit und des Willkommens umgesetzt werden muss, indem wir uns für die Schwächsten einsetzen.

Katholisches Forum
Consulta diocesana delle aggregazioni laicali

COMUNICATO STAMPA

Con molta apprensione e dolore stiamo assistendo a un’occupazione drammatica dell’Afghanistan da parte dei talebani che sembrava fossero stati sconfitti. Si sperava in un nuovo paese libero, aperto e democratico. Non è stato così e ora la popolazione civile, in particolare le donne e i bambini, sono in grave pericolo.
La Consulta delle aggregazioni laicali ed il Katholisches Forum della Diocesi di Bolzano-Bressanone vogliono esprimere un accorato appello affinché si intervenga urgentemente in ogni modo possibile per fermare spargimenti di sangue, oppressioni e schiavitù in un paese martoriato da oltre 40 anni di guerra. Ci uniamo a tutti coloro che chiedono di aprire corridoi umanitari per chi dovrà fuggire dal suo paese specialmente per dare accoglienza a donne e bambini che sono i soggetti più deboli e fragili.
Siamo contenti che la Diocesi di Bolzano-Bressanone, così come la Provincia, abbiano già aperto le porte ai primi profughi e speriamo possa aumentare il numero di persone accolte sul nostro territorio.
Anche il nostro paese è corresponsabile, in diversi modi, di questo disastro. Noi, come l’Europa intera, dobbiamo dare una mano alle migliaia di afgani che non potranno più chiamare patria l'Afghanistan.
Come Cristiani siamo convinti che la fede in Gesù Cristo deve tradursi in gesti concreti di umanità e di accoglienza facendosi portavoce dei più deboli.

La Consulta diocesana delle aggregazioni laicali

Katholisches Forum

10. Mai 2021

Nachhaltigkeit und Welterschöpfungstag

Pressemitteilung
Bozen, 10.05.2021

13. Mai 2021. Ein Datum, das zum Nachdenken zwingt. Es ist der für Italien für das Jahr 2021 berechnete Earth Overshoot Day. Der Earth Overshoot Day, auch als Welterschöpfungstag bezeichnet, wird vom Global Footprint Network berechnet und gibt das Datum an, an dem ein Land alle biologischen Ressourcen verbraucht hat, die während des gesamten Jahres erneuert werden können. Von den Ressourcen her gesehen, leben wir ab diesem Datum auf Pump.

Im Rahmen eines Webinars zum Thema „MAKE EARTH GREAT AGAIN – Nachhaltigkeit: Zauberformel oder
Rettungsboot?“ haben sich die Mitgliedsorganisationen des Katholischen Forums mit konkreten
Möglichkeiten und Initiativen eines nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens auseinandergesetzt. Impulse für die Diskussion kamen von Klaus Egger, dem Nachhaltigkeitsbeauftragten der Landesregierung, Reinhard Feichter von der Initiative „Zukunftspakt Südtirol“ und von Giorgio Nesler vom „Netzwerk Nachhaltigkeit“. Nachdem im September 2015 die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 die Sustainable Development Goals (SDGs) für alle UN-Mitgliedsstaaten beschlossen hat, ist soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit zu einem zentralen Politikfeld geworden. Die Agenda 2030 mit den Nachhaltigkeitszielen hat die Hausaufgaben für die Politik deutlich formuliert. Nicht zuletzt war es der Schock durch die Corona-Pandemie, der die Forderung nach einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise mit zusätzlicher Dringlichkeit versehen hat. Wie im Webinar deutlich wurde, gibt es auch in Südtirol bereits viele Schritte zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele, sowohl auf politischer Ebene als auch durch viele Initiativen der Zivilgesellschaft.

Trotzdem kann nicht übersehen werden, dass das grundlegende Denkmuster der Agenda 2030 immer noch das Wachstumsmodell der westlichen Welt ist, das allerdings mit verbessertem und effizienterem technischem Einsatz und besserem Management im sozialen, ökonomischen und ökologischen Bereich überlebensfähig gemacht werden soll. Ob das langfristig trägt? Im selben Jahr, im Juni 2015, ist noch ein anderes Dokument erschienen: die Enzyklika Laudato si` von Papst Franziskus, „Über die Sorge um das gemeinsame Haus“. In diesem Dokument geht es nicht um ein wie immer geartetes Systemmanagement, sondern um Umkehr und das Anerkennen von Grenzen. Es ist die Einladung zu einer freudigen Genügsamkeit, die unsere Welt so dringend braucht.

21. März 2021

Stellungnahme zum Responsum ad Dubium der Glaubenskongregation

Pressemitteilung des Katholischen Forums
Bozen 20.03.2021

Zum Responsum ad dubium der Kongregation für die Glaubenslehre über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts.

Es hat in den vergangenen Tagen viele kritische Stellungnahmen zum vatikanischen Responsum ad dubium gegeben, von Laienorganisationen, aber auch von Vertretern der Kirche bis hinauf zu den Bischöfen.

Als Katholisches Forum haben wir zu diesem Responsum nichts mehr zu sagen,

- weil es uns die Sprache verschlägt,
- weil ein Diktat kein Gespräch zulässt,
- weil wir nicht verstehen, warum ein Segen für zwei Personen und ihr gemeinsames Leben verweigert werden kann,
- weil uns die Gewissheit, über die Pläne Gottes so genau Bescheid zu wissen, irritiert,
- weil das Sakrament der Ehe ja durch eine erbetene Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares nicht angetastet wird,
- weil es ein Dokument der Lieblosigkeit ist,
- weil…
Für uns ist weiterhin die Botschaft des Apostel Paulus leitend: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (1. Kor. 13,13).

10. Februar 2021

Das Netz des sozialen Friedens ist zerbrechlich

Pressemitteilung des Katholischen Forums
Bozen, 10. Februar 2021

Das Netz des sozialen Friedens ist zerbrechlich

Die medial übermittelten Bilder von der Versammlung der „Freien Bürger“ vor dem Landhaus am vergangenen Sonntag sind noch frisch. Erinnerungen an die Erstürmung des Kapitols in Washington Anfang Jänner tauchen auf. Gemeinsam ist beiden Anlässen eine offen zum Ausdruck gebrachte Wut. Zielscheibe der Wut sind „die da oben“, verantwortlich für alles, was nicht gut geht.
Die derzeitige Situation der anhaltenden Pandemie ist schwierig, ja für bestimmte Berufsgruppen, für Familien, für Kinder und Jugendliche oder Arbeitslose extrem schwierig. Wie durch ein Vergrößerungsglas werden soziale Nöte, Brüche und Verwerfungen in dieser lang andauernden Krise mit einer kaum gekannten Deutlichkeit sichtbar. Der Unmut der Betroffenen ist verständlich, das Vertrauen in die Kompetenz der Politik scheint mehr und mehr zu schwinden.
In dieser schwierigen Situation erscheint uns der gesellschaftliche Zusammenhalt als eine Grundvoraussetzung, um die großen Herausforderungen, die diese Pandemie zweifellos für alle darstellt, bewältigen zu können. Von Wut und Hass erfüllte Tiraden gegen demokratisch gewählte Personen und Institutionen, menschenverachtende Botschaften in sozialen Medien und digitalen Foren sind Gift für das zerbrechliche Netz des sozialen Friedens. Dafür gibt es keine Rechtfertigung.
Das Katholische Form, die Vereinigung von fünfzehn Laienorganisationen, sieht die zunehmende Verrohung im öffentlichen Diskurs mit großer Sorge. Demokratie lebt vom Streit und von der harten Auseinandersetzung in der Sache. Rationale Auseinandersetzung erfordert allerdings mehr Anstrengung als emotionale Schuldzuschreibung. Die Pandemie hat uns noch im Griff, doch es wird eine Zeit nach der Pandemie kommen. Es geht für die politischen Vertreter darum, das Gespräch mit den Entmutigten und Enttäuschten dort nicht abbrechen zu lassen, wo es noch eine gemeinsame Basis für ein Gespräch gibt. Ein Aufruf ergeht aber an uns alle: nicht leichtfertig über mediale Hassbotschaften und öffentliche Hetze hinwegzusehen, sondern zu einer maßvollen und konstruktiven Gesprächskultur beizutragen. Dies ist unabdingbar für das Durchstehen der Pandemie und für ein gutes Leben danach.

1. Januar 2021

Einladung zum Umdenken. Aufruf zum Jahreswechsel

Das zu Ende gehende Jahr 2020 hat uns in einer bisher nicht gekannten Deutlichkeit herausgefordert und uns mit unserer Begrenztheit und Endlichkeit konfrontiert. Die schmerzvollen Erfahrungen der sozialen Isolation, der Unterbrechung vieler Lebensgewohnheiten, von seelischen Nöten und wirtschaftlicher Unsicherheit, auch von Krankheit und Tod, laden uns ganz im Sinne des diözesanen Jahresthemas ein, innezuhalten und die ins Wanken gekommenen Selbstverständlichkeiten nüchtern in den Blick zu nehmen. Dabei wird deutlich werden, dass die Pandemie vor allem auch die bereits vorhandenen Bruchstellen, Schieflagen und Verwerfungen in unserer Gesellschaft sichtbar gemacht hat.

Vor diesem Hintergrund rufen wir am Beginn des neuen Jahres dazu auf,

- die so viel beschworene „Normalität“ mit sozialer Ungleichheit, ungehemmtem Weltverbrauch,
verbreiteter Orientierungslosigkeit und seelischer Verwahrlosung hinter uns zu lassen und nach einem anderen Lebens- und Gesellschaftsmodell zu suchen, dessen Haltepunkte Gastfreundschaft, Genügsamkeit und das Anerkennen von Grenzen sind;
- unsere Sinne offenzuhalten für die Nöte des Anderen, solidarisches Handeln einzuüben, sich persönlich berühren zu lassen vom Hilferuf der Notleidenden und Schwachen und die notwendende Hilfe nicht nur an Organisationen und Institutionen zu delegieren;
- beizutragen zu einer Entgiftung der sprachlichen Verrohung im gesellschaftlichen Diskurs, in der politischen Auseinandersetzung und der medialen Vervielfältigung von Hassbotschaften, Verschwörungserzählungen und Pöbeleien;
- den Respekt vor den demokratischen Einrichtungen immer wieder einzufordern und zu pflegen und nach neuen Möglichkeiten der Mitwirkung in der Gestaltung unserer Gesellschaft zu suchen;
- eine Haltung der Wertschätzung und Dankbarkeit für die Möglichkeiten der Bildung, die Geschenke von Kunst und Kultur und die Schönheit der Natur an den Tag zu legen;
- die Fragen des Glaubens und die Frage nach Gott in unserer Zeit nicht verstummen zu lassen und Wege zu einer echten Geschwisterlichkeit in Kirche und Welt mutig zu beschreiten;
- das Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens wachzuhalten, das Bewusstsein für die Würde und den Sinn von Leidenserfahrungen ebenso wie für das Sterben und den Tod.

Die Erfahrungen des zu Ende gegangenen Jahres haben uns gezeigt, dass die Zukunft nicht einfach eine Fortschreibung des Bestehenden und des Bisherigen ist. Neues und nicht Vorhersehbares tritt plötzlich in unsere Zeit. Dies bleibt ein Kontrapunkt zur zweckrationalen Planung und Organisation unseres wissenschaftlich-technischen Weltgefüges. Das kann uns verunsichern. Es kann uns aber auch ermutigen, offen zu sein für Überraschungen und die Kraft zum Umdenken aufzubringen, auch und gerade jetzt, am Beginn eines neuen Jahres.

Bozen, am Jahreswechsel 2020/2021