18. März 2017

Selisprechung von Josef Mayr-Nusser

Seligsprechung von Josef Mayr-Nusser
am 18. März 2017 im Bozner Dom

Josef Mayr Nusser (* 27.12.1910 + 24.2.1945)

Josef Mayr wurde am 27.12.1910 am Nusserhof bei Bozen als viertes von sechs Kindern geboren. Mit 5 Jahren verlor er seinen Vater, der als Kaiserjäger im 1. Weltkrieg gestorben ist. Die Mutter war dann allein für Familie und Hof verantwortlich. Jakob, der älteste Bruder, wurde Priester.
Josef besuchte die Handelsschule und arbeitete als Buchhalter in Bozner Handelsfirmen.
Er trat der Vinzenzkonferenz in Bozen bei und half direkt und indirekt vielen Notleidenden.
Er wurde 1. Diözesanführer der kath. Jungmänner. Mit Jugendseelsorger Josef Ferrari erkannte er die Gefährlichkeit der antichristlichen und menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus.

Josef Mayr schrieb ab 1934 häufig NS-kritische Artikel in den Vinzenzbriefen und in der „Jugendwacht“. Ein Beispiel: „Zeugnis geben ist heute unsere einzige, schlagkräftigste Waffe. Seltsam genug. Nicht Schwert, nicht Gewalt, nicht Geld, nicht einmal den Einfluss geistigen Könnens, geistiger Macht, nichts von all dem ist uns als unerlässlich geboten, um die Herrschaft Christi auf Erden aufzurichten. Etwas ganz Bescheidenes und doch viel Wichtigeres hat uns der Herr geboten: Zeugen zu sein.” (Jugendwacht vom 15.1.1938)

Die politische Situation in Südtirol wurde nach der Machtergreifung Mussolinis 1922 immer schwieriger. In Südtirol wurde der „Völkische Kampfring“ gegründet mit dem Ziel, die deutschsprachigen Gruppen zusammenführen. Im Hintergrund stand die Verbreitung der nationalsozialistischen Weltanschauung Hitlers.
In der Katholischen Aktion wurde auf die gefährlichen Irrlehren des Nationalsozialismus hingewiesen, die mit dem Christentum nicht vereinbar waren: Vergötzung des Führers, Verherrlichung von Rasse und Volk, Judenverfolgung, Tötung von Menschen mit Behinderungen, Hass gegen das Christentum u. dgl.

Mussolini und Hitler schlossen 1939 das fatale Options-Abkommen, wodurch die Südtiroler in Dableiber und Optanten gespaltet wurden.
Josef Mayr Nusser entschied sich für das Dableiben und schloss sich dem Andreas-Hofer-Bund an, der die Dableiber unterstützte.
Kurzes Ehe- und Familienglück: Am 26.5.1942 heiratete er Hildegard Straub. Nach einem Jahr gebar sie den Sohn Albert.

Nach Hitlers Machtübernahme am 8.9.1943 in Italien und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland besetzte die Deutsche Wehrmacht sofort Südtirol. Es begann eine schwere Zeit für die Dableiber. Führende Männer des Andreas-Hofer-Bundes wurden eingesperrt. Im Sommer 1944 erhielt Josef Mayr-Nusser die Einberufung zur Waffen-SS, obwohl dies für einen italienischen Staatsbürger völkerrechtlich verboten gewesen wäre.
Mit 80 weiteren Südtirolern wurde er Anfang Dezember 1944 mit dem Zug von Bozen nach Konitz in Westpreußen gebracht. Die Männer wurden dort militärisch und ideologisch für den National-Sozialismus eingeschult. Alle mussten Hitler bedingungslosen Gehorsam bis in den Tod schwören. Josef Mayr Nusser konnte dies vor seinem Gewissen nicht verantworten und sagte: „Wenn niemand den Mut hat, zu diesen Befehlen NEIN zu sagen, dann wird es nie anders werden.“

Josef Mayr-Nusser leistete den Eid auf Hitler nicht. Das galt als Absage an das Regime von Adolf Hitler. Am 4. Oktober 1944 wurde er verhaftet. Vom Prozess gibt es keine Protokolle und kein Gerichtsurteil. Aus dem Militärgefängnis in Danzig ist der letzte Brief an seine Frau Hildegard erhalten, in welchem er um Verständnis für seine Gewissensentscheidung ersucht.
Anfang Februar 1945 wurde er mit weiteren 40 Gefangenen in einem Viehwaggon ins Konzentrations-Lager nach Dachau transportiert. In Erlangen musste der Zug wegen Bombardierungen anhalten. Der SS-Zugbegleiter Fritz Habicher sah den miserablen Zustand von Josef Mayr und bemühte sich, ihn zu einem Arzt bringen. Der untersuchende Arzt wies ihn aber ab. Kameraden trugen ihn zurück zum Zug. Am 24. Februar 1945 ist er dort an Hungerödem und Lungenentzündung gestorben. In seiner Tasche hatte er einen Rosenkranz, ein Neues Testament und ein Schott-Messbuch. Er wurde in Erlangen begraben.
1958 wurden die sterblichen Überreste von Josef Mayr Nusser nach Südtirol überführt und beim Kirchlein in Lichtenstern beigesetzt. Jetzt wurden sie in den Bozner Dom übertragen.

Seit vielen Jahren bemühten sich Kleriker und Laien um die Seligsprechung von Josef Mayr- Nusser, besonders: Josef Innerhofer, Peter Egger, Georg Oberrauch, Herbert Denicolò, Paolo Valente u.a. sowie die Bischöfe Wilhelm Egger, Karl Golser und Ivo Muser.

Nun ist es soweit: Josef Mayr Nusser wurde am 18. März 2017 seliggesprochen!
Er ist vor allem ein Vorbild für persönliche Gewissensentscheidung und Zivil-Courage.

Bischof Ivo Muser schreibt im Hirtenbrief 2017 „Mit Josef Mayr Nusser unser Gewissen bilden“. Das Gewissen ist der ethische Kompass unseres Lebens, mit dem wir uns den Herausforderungen in unserer heutigen Zeit mit Zivilcourage stellen mögen. Es geht um den Schutz der Würde jedes Menschen. Es liegt an uns, nicht zuzulassen, dass Menschen Unrecht geschieht.

Empfehlenswerte Literaturhinweise: Josef Innerhofer Treu seinem Gewissen. Athesia.
Alois Maas: Gewissensentscheidung und Eidesverweigerung Josef Mayr Nussers. Weger.
Viele Unterlagen sind auf der Homepage der Diözese zu finden: www.josef-mayr-nusser.it

Maria Kußtatscher